Gebäudelage und -Ausrichtung. Von der Ausrichtung des Gebäudes hängt auch der Tageslichteinfall und dessen Intensität ab. Mit Blick auf die unterschiedlichen Jahreszeiten können sich ausserdem unterschiedliche Herausforderungen stellen: Wo eine Südausrichtung im Winter hilfreich sein kann, kann sie im Sommer zu Überhitzung führen, sodass ein durchdachtes Verschattungskonzept wichtig wird. Ost- und Westorientierungen ermöglichen hingegen Morgen- bzw. Abendsonne und sorgen für eine gleichmässige Lichtverteilung, erfordern jedoch ebenfalls eine gezielte Verschattung, um Blendung zu vermeiden – gerade im Arbeitsumfeld ein nicht zu vernachlässigender Punkt, um den Mitarbeitenden optimale Arbeitsbedingungen zu gewährleisten. Voraussetzung dafür ist eine sorgfältige Standortanalyse, die unter Berücksichtigung von Schattenwurf, Vegetation und Nachbargebäuden vorab Auskunft darüber gibt, was später einmal erwartet werden kann.
Grösse und Platzierung der Fenster. Grösse und Platzierung der Fensterflächen beeinflussen massgeblich, wie viel Tageslicht in den Innenraum gelangt. Grosse Fensterflächen lassen zwar mehr Licht hinein, können aber auch zu Wärmeverlusten oder -gewinnen führen, je nach Jahreszeit. Ebenfalls zu beachten sind verschiedene SIA-Normen (speziell SIA 331), die sich zwar nicht ausdrücklich auf die Grösse beziehen, aber Planung, Ausführung und Qualität regeln, sodass sie indirekten Einfluss auf die Grösse haben.
Raumtiefe und bewusste Lichtsteuerung. Während in flachen Räumen das Tageslicht oft gleichmässig verteilt wird, ist dies bei tieferen Räumen nicht zwingend der Fall. Oberlichter, Lichtschächte, Lamellen oder Glasflächen in Innenwänden können helfen, Licht weiter ins Innere zu leiten und bewusst Akzente zu setzen. Auch Innenhöfe oder Atrien tragen dazu bei, Tageslicht zu steuern und in zentrale Bereiche des Gebäudes zu bringen.
Glas ist nicht gleich Glas. Die richtige Wahl des Glases hat Einfluss auf das Projekt und kann die Fenstergrösse beeinflussen. Mit gut gedämmten Fenstern und der Nutzung von Solarglas kann bspw. die Tageslichtversorgung unmittelbar zur Energieeinsparung und passiven Heizung beitragen, was insbesondere im Winter von Vorteil ist und den Geldbeutel schont. Zwar sind in diesem Fall die Anschaffungskosten zum Start höher, amortisieren sich aber nach einiger Zeit. Aber Achtung, beschichtete Energiespargläser haben eine aufgedampfte Schicht, die das Licht bricht und den Tageslichteintrag dezimiert und farblich verändert. Man kann sich diesen Effekt wie das Tragen einer Sonnenbrille vorstellen, der die Farben verändert.
Lamellen, Jalousien und Co. Verschattungssysteme wie Aussenjalousien, Lamellen oder Fassaden-Verschattungen helfen, das Sonnenlicht zu regulieren und Blendung zu vermeiden. Dank smarter Steuerungssysteme und eingebauter Sensoren können die Verschattungen je nach Lichtintensität und Tageszeit dynamisch angepasst werden und so den Komfort und die Energieeffizienz des Gebäudes verbessern. Bei manueller Bedienung der Sonnenstoren sind die Nutzer gefragt. Wir stellen fest, und dass können Sie auch an Wohnüberbauungen feststellen, dass die Menschen oft keine Sensibilität in der Tageslichtsteuerung haben und die Storenanlage Tag und Nacht, Sommer und Winter unabhängig vom Aussen, geschlossen halten.
Bewusst eingesetztes Interieur für mehr Helligkeit. Auch das Interieur trägt massgeblich dazu bei, ob ein Raum hell oder dunkel wahrgenommen wird. Helle und reflektierende Materialien sorgen dafür, dass Tageslicht gleichmässig verteilt wird und Räume hell und freundlich erscheinen. Dunkle Materialien hingegen absorbieren Licht. Egal, ob Böden, Wandfarbe, Möbel oder Polster – allein mit der richtigen Farb- und Materialauswahl lässt sich beeinflussen, wie Licht wahrgenommen wird. Licht kann auch durch Reflexion und bewusste Positionierung gezielt gesteuert und verteilt werden.
Last but not least: Tageslicht hat einen erheblichen Einfluss auf das mentale Wohlbefinden. Natürliches Licht kurbelt den Stoffwechsel an, regelt den Hormonhaushalt und wirkt sich positiv auf das Immunsystem, den Zellstoffwechsel sowie Atmung, Puls und Körpertemperatur aus. So stelle die WHO bereits 1983 das Sick-Building-Syndrom (SBS) fest, das unspezifische Beschwerden oder Symptome beschreibt, die nach längerem Aufenthalt in einem Gebäude auftreten können. Dazu zählen unter anderem unzureichende Lüftung. Daher gilt: egal, ob Mitarbeitende im Büro oder Privatnutzende – wer Tageslicht um sich hat, ist positiver gestimmt und produktiver!