Was ist eigentlich… ein Mock-up?
Skizzen, Zeichnungen, Grundrisse, 3-D-Modelle – die Sprache mit der Architekturgestalter:innen kommunizieren ist visuell doch in der Realität nicht immer auf Anhieb leicht zu verstehen – schliesslich bieten Visualisierungen oftmals nur eine Perspektivsicht und Pläne, Raster und Co müssen auch gelesen werden können. Und auch wenn die Digitalisierung im Bereich Bau(-planung) und Architektur schon lange Einzug gehalten hat, handelt es sich bei der Realisierung eines Projekts und dem Endergebnis doch um eine höchst analoge Angelegenheit, die mit sinnlicher Wahrnehmung zu tun hat. Was also hilft, um Ideen und mögliche Vorhaben bestmöglich zu veranschaulichen und Auftraggeber:innen aber auch den realisierenden Unternehmern, Handwerkern und Lieferanten ein umfassendes Bild von dem zu geben, was in Zukunft einmal sein könnte? Genau, ein Mock-up, also eine Modell- Darstellung im Massstab 1:1. Das sogenannte Mock-up, so der Terminus technicus, hat seine Herkunft im Französischen (Maquette) und bedeutet übersetzt so viel wie Vor-Modell, Skizze oder Entwurf. Ziel ist es, alle relevanten Ausführungsdetails wie beispielsweise Konstruktionen, Oberflächenmaterialien, Farben, Lichtkonzept sowie stellenweise auch Mobiliar so detailgetreu wie möglich zu präsentieren und zu arrangieren, damit alle am Projekt beteiligten Personen eine Übersicht über das bekommen, was im Rahmen des Projektes umgesetzt und erreicht werden soll. Nicht nur für Laien, die im Lesen technischer Konstruktionszeichnungen ungeübt sind, sondern auch uns Architekten vermittelt das veranschaulichte Zusammenspiel wichtiger Bau- und Design-Elemente ein rundes Bild. So werden Änderungen und Entscheidungen am «lebendigen Objekt» hinterfragt, überprüft und besprochen ebenso wie mögliche Fehlerquellen frühzeitig identifiziert. Von diesem Vorgehen profitieren auch die unterschiedlichen Gewerke, da Pläne, Ideen und Visionen dem Praxistest unterzogen werden und beteiligten Unternehmen vorab die Chance haben, sich umfänglich auszutauschen. Idealerweise wird daher ein Ausschnitt aus dem Gesamtprojekt gewählt in dem viele bauliche Themen (Gewerke) zusammenkommen.
Doch auch wenn Demonstrationsmodelle dieser Art der praktischen Veranschaulichung dienen und sowohl Auftraggebern als auch Planern eine 360 Grad Rundumsicht geboten wird, macht ein Mock-up nicht immer Sinn - schliesslich sind mit der extra Meile auch Zeit, Kosten und Kapazität verbunden. Wann also lohnt sich der Aufwand? In der Regel bei Projekten, deren Konzept und Interior in multiplizierter Form wiederholt werden soll, beispielsweise beim Bau von Arbeitsplätzen, d.h. Büro- oder Laborflächen oder auch Fassaden. Auch in unserem Büroalltag gehört die Installation von Mock-ups dazu. Aktuelles Beispiel: der Bau neuer Büroflächen für die Viollier AG in Allschwil. Das Schweizer Familienunternehmen mit Sitz in Allschwil ist auf den Bereich Labormedizin spezialisiert und bereits in dritter Generation auf diesem Gebiet landesweit tätig. Aufgrund stetigen Firmenwachstums stieg nun auch der Bedarf nach neuen Büroräumen, mit deren Ausbau Blaser Architekten beauftragt wurde. Insgesamt fünf Geschosse werden nun in den kommenden Monaten von uns so konzipiert, dass sie den heutigen Standards an zeitgemässes Arbeiten entsprechen. Böden, Verglasung, Akustik, Lichtkonzept, Holzverkleidung, Elektrik – alles wird neu. Doch bevor es mit dem eigentlichen Ausbau losgeht, hilft uns das Mock-up bei der Entscheidungsfindung. Nach dem Erarbeiten eines ersten Konzeptentwurfs unter Einbeziehung aller relevanten Auflagen ist unser Modellbau in der Gewerbestrasse fertig aufgebaut und zeigt im 1:1 Massstab, welche Optionen, Varianten und Stilrichtung wir empfehlen. Materialien, Farben, einzelne Design- und Bauteile – hier kommt alles einmal zusammen und kann gemeinsam mit dem Bauherrn sowie allen Beteiligten besprochen werden. Erst nach dieser Feinabstimmung folgt die finale Entscheidung für oder gegen einzelne Elemente, gefolgt von der Umsetzung und Anwendung auf alle anderen Flächen und nach Vorbild des Demonstrationsmodells. Bei unserem aktuellen Projekt für Viollier nimmt beispielsweise auch das Thema Kunst und deren adäquate Präsentation einen hohen Stellenwert ein. Grund dafür ist die Kunstsammlung der Unternehmerfamilie, die zum Teil auch in den neuen Räumlichkeiten ihren Platz finden wird. Die Wahl der passenden Wandfarbe und Entscheidung für das richtige Beleuchtungskonzept, hier in Form von sogenannten Wallwashers, sind daher massgebend und wichtiger Teil der Absprachen im Rahmen des bestehenden Mock-ups.
Ein weiteres aktuelles Beispiel zum Thema Mock-up: die Erstellung eines Farb- und Materialkonzepts für das Schweizer Energieversorgungsunternehmen PRIMEO, das uns ebenfalls mit dem Ausbau neuer Büroflächen beauftragt hat. Bevor wir mit dem eigentlichen Ausbau starten, ist zunächst unsere Kollegin Carmen Solenthaler in Charge. Als studierte Farbdesignerin weiss sie genau, welche ästhetischen, funktionalen und emotionalen Wirkungen Farben und Texturen haben können und welches harmonische Zusammenspiel sich in Verbindung mit Materialien ergibt. Nach der Erstellung ihres Konzepts, folgt im zweiten Schritt die Installation der ausgewählten Elemente in einem Demonstrationsmodell vor Ort, um Materialien und Farben gemeinsam mit dem Bauherrn einem Realitätscheck zu unterziehen.